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Unter meiner Haut... - Migrationsgeschichte von Imad Fahim

 

 "Mein Name ist Imad Fahim und ich schreibe über meine Reise nach Deutschland, mit der Hoffnung die Ereignisse der Reise hiermit verarbeiten zu können.

Ich habe während der Zeit von 2009 bis 2011 im Libanon gearbeitet und meine Familie war in Syrien. Zu dieser Zeit fing der Bürgerkrieg in Syrien an. Nun konnte ich nicht mehr zu meiner Familie und sie nicht zu mir.  Aus Angst um sie wollte ich unbedingt nach Syrien. Ich musste viel Schwarzgeld zahlen, um schlussendlich meine Familie nach etwa einem Jahr in den Libanon zu holen und in Sicherheit zu bringen.

Nach einer Weile konnten meine Geschwister sich ebenfalls in den Libanon retten. Wir verbrachten dann gemeinsam zwei Jahre in der Hoffnung, eines Tages wieder in die Heimat zurückzukehren. In dieser Zeit war es für uns sehr schwer unseren Lebensunterhalt zu finanzieren. Syrer werden im Libanon diskriminiert und sind oft nicht erwünscht.

Die Ereignisse in Syrien hatten dann auch einen gewissen Einfluss auf das Unternehmen, das mich beschäftigte, sodass sie gezwungen waren, meinen Lohn zu kürzen. Das führte dazu, dass ich die Versorgung meiner Familie nicht sicherstellen konnte. Zu unserer Frustration forderte die libanesische Regierung, dass wir für den Aufenthalt 200 $ pro Person zahlen. Das Geld hatten wir einfach nicht. Es war wirklich aussichtslos dort bleiben zu können und nach Syrien konnten wir immer noch nicht zurück.

Ich kam 2014 zum Entschluss, in die Türkei zu reisen, in der Hoffnung nach Deutschland flüchten zu können und meine Familie nachziehen zu lassen. Denn mein Onkel lebte schon lange in Bonn. In der Türkei waren Flüchtlinge genauso wenig beliebt. Die meisten Menschen wurden ausgenutzt. Aufgrund meiner finanziellen Mittel und der zu erwartenden Strapazen war ich gezwungen, den Fluchtweg alleine aufzunehmen. Ich verbrachte zunächst die ersten 3 Woche bei einem Bekannten meines Bruders in Izmir. Durch diesen nahmen wir Kontakt mit einem Schlepper auf. Im Januar 2015 wurde ich während der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland von der Wasserschutzpolizei entdeckt und in Gewahrsam genommen. Die Polizei brachte mich für zunächst 17 Tage auf die griechische Insel Namens Kasos und händigten mir eine Art Aufenthaltsgenehmigung aus. Daraufhin machte ich die Bekanntschaft eines weiteren Schleppers, der mir versprach, mich durch Mazedonien nach Serbien zu führen.

Bei diesem Versuch wurde ich von dem Schlepper reingelegt und dieser ist mit all meinem Geld verschwunden. Da ich orientierungslos und verloren war, spürte mich die einheimische Polizei schnell auf und sperrte mich ein. Nach einer gewissen Zeit der Folterung und der Erniedrigung brachten mich diese an die griechische Grenze zurück.

Nach vielen Fehlerversuchen aus eigener Kraft es über eine illegale Route nach Serbien zu schaffen, war es mir endlich gelungen, beim siebten Anlauf in Skopje anzukommen. Daraufhin bin ich mit dem Zug zur serbischen Grenze gefahren, um von dort nach Belgrad weiterziehen zu können.

Auch dort wurde ich von der einheimischen Polizei in Gewahrsam genommen. Diese forderten, dass ich innerhalb von 72 Stunden das Land verlassen muss. Ich hatte mich dazu entschlossen, als nächstes nach Ungarn weiter zu ziehen.

Dort wurde ich ebenfalls von der Polizei gefasst und dazu aufgefordert, dort einen Asylantrag zu stellen. Dies war für mich keine Option, da Deutschland noch immer mein Hauptziel war.

Aber ich wurde geschlagen und gezwungen, den Asylantrag zu stellen. Deshalb habe ich entschieden, meine Flucht Richtung Deutschland zu meinem Onkel in Bonn fortzusetzen. Schließlich gelang es mir, nach großer Anstrengung in der Stadt Rosenheim anzukommen.  

Ich wusste nicht, wie lange ich unterwegs war und dass ich bereits in Deutschland bin. Auf der Straße habe ich jemanden gefragt, ob ich sein Handy benutzen dürfte, da ich nichts hatte, kein Geld und kein Handy. Der Mann war nett und ich konnte meinen Onkel anrufen. Mit seiner Hilfe gelangte ich nach Düsseldorf, wo ich dann meinen Asylantrag stellte.

Nach vielen Zwischenstopps in mehreren Städten landete ich zu guter Letzt in Bremerhaven. Nach 4 Jahren konnte ich mithilfe der Ausländerbehörde meine Familie nachziehen lassen, bis auf meinen erkrankten Sohn, der das 18.Lebensjahr schon vollendet hatte.

Ich hoffe darauf, eines Tages meinen Sohn ebenfalls nach Deutschland bringen zu können, da die libanesische Behörde entschlossen ist, ihn nach Syrien abzuschieben. Dort erwartet ihn der Einsatz im syrischen Krieg und somit eine schreckliche und ungewisse Zukunft. Gleichzeitig würde es all meine Hoffnungen zerstören, wenn ich ihn nicht nach Deutschland und in Sicherheit bringen zu kann."

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